Messe-Fazit
ISH 2025: Impulse für die Sanitärwirtschaft

Foto: Constantin Meyer, Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft e.V. (VDS)
Trends, Messe-Performance und Herausforderungen für die Zukunft: Welche Impulse für die Branche gehen von der ISH 2025 aus? Inspirationen und Fachdialoge boten unter anderem die von der VDS kuratierte Trendausstellung und das Vortragsprogramm von „Pop up my Bathroom“ auf dem Trendforum Design Plaza. Mit „Human Scale“ wurde hier das Thema der Zeit gefunden.
„Wir freuen uns sehr, dass wir zu einer erfolgreichen ISH 2025 beitragen konnten. Mit 163.157 Besuchern und 2.183 Ausstellern haben die wichtigsten Kennzahlen spürbar angezogen. Das Entscheidende aber ist wohl die überall spürbare positive Grundstimmung, mit der wir ein konjunkturell eingetrübtes Jahr 2024 hoffentlich endgültig hinter uns lassen“, zieht VDS-Geschäftsführer Jens J. Wischmann ein positives Resümee aus den Messetagen in Frankfurt. „Jetzt gilt es, diesen Schwung – unter zugegebenermaßen immer noch schwierigen, durch Verunsicherung geprägten Rahmenbedingungen – in den Markt mitzunehmen und in die wirtschaftliche Entwicklung des Sanitärbereichs zu übertragen.“ Wie viele andere Wirtschaftsverbände fordert auch der als ISH-Träger fungierende Dachverband der deutschen Unternehmen im Bereich Bad und Sanitär mit seinen 9 Mitgliedern aus Industrie, Fachgroßhandel und Fachhandwerk verlässliche Rahmenbedingungen als Voraussetzung für wirtschaftliches Wachstum.
Lösungsfeld Sanitärräume: Schönes vor und Innovatives hinter der Wand

Auch wenn die Aufmerksamkeit durch den Messe-Fokus auf die Verbindung von Nachhaltigkeit und Digitalisierung im Gebäudesektor stark auf andere Branchensegmente gelenkt schien, konnten die Aussteller im Lösungsfeld Sanitärräume großes Interesse an ihren Aktionen und Neuheiten verbuchen. Hierbei stand vor allem die Bedeutung des Segments für Interior Design und Nutzungskomfort im Vordergrund. Aber auch die zahlreichen Innovationen bei Installationstechnik und Nachhaltigkeit kamen beim Fachpublikum gut an. Dabei habe das neue Konzept einer Strukturierung nach Lösungsfeldern getragen: „Der neue Hallenzuschnitt muss natürlich noch gelernt werden, ist aber im Prinzip gut angekommen“, lautet die Erwartungshaltung von Wischmann.
Themen Nachhaltigkeit und Farbe im Markt angekommen

„Das Thema Nachhaltigkeit zog sich wie ein roter Faden durch alle Hallen – egal, ob es um Heizung, Klima, Gebäudetechnik oder Sanitärlösungen ging“, begrüßt der VDS-Geschäftsführer die allgemeine Branchenentwicklung. Unter dem diesjährigen Motto der ISH „Lösungen für eine nachhaltige Zukunft“ konnte sich die Sanitärwirtschaft als wesentlicher Partner für die Transformation zu einer nachhaltigen Wirtschaft profilieren. Materialien und Ressourcenschonung, Wasser- und Energiemanagement bei Produkten und Produktion und sogar die Etablierung erster kreislauffähiger Produktkonzepte sind nur einige der Ansätze, die in der Sanitärwirtschaft verfolgt werden.
Ein deutliches Ergebnis der ISH 2025: Neben der Nachhaltigkeit ist auch das Thema „Farbe im Badezimmer“ endgültig im Markt angekommen. Bei allen Produktsegmenten gibt es hierzu mit großer Farbkompetenz verbundene Designangebote, mit denen Badplanung und Verbraucher die Tools und die stilistische Orientierung erhalten, um dem Trend nach Wohnlichkeit im Badezimmer nachzukommen. „Das ist ein Prozess, der noch lange nicht zu Ende ist, sondern sich eher noch verstärken wird“, erklärt Wischmann mit Blick auf die in der Trendausstellung Pop up my Bathroom gezeigten Entwicklungsmöglichkeiten.
„Grundsätzlich ist Pop up my Bathroom die Trendausstellung der Branche“, sagt Thilo Pahl, Geschäftsführender Gesellschafter Bette GmbH & Co. KG, Vorstandsvorsitzender der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft e.V. und Vorsitzender VDMA Sanitärtechnik und – design. „Hier werden die Trends Jahr für Jahr in anderen Settings dargestellt. In diesem Jahr stand das menschenorientierte Badezimmer im Vordergrund, und da fand ich persönlich auch sehr schön, dass zu Beginn der Messe Schauspieler die Badezimmer mit Leben gefüllt haben, um den Menschen sichtbar in den Mittelpunkt zu stellen.“
Zukunftsthema Human Scale: Im Badezimmer ist der Mensch der Maßstab

In Halle 3.1, Stand D71, zentral platziert im Lösungsfeld Sanitärräume, machte die Pop-up-my-Bathroom-Trendausstellung das Badezimmer als ganzheitlichen Raum erlebbar. Die in Zusammenarbeit mit der Messe Frankfurt und Fairconstruction aufgebauten Installationen zeigten die Innenraumgestaltung von Wänden, Böden, Farben und Licht im Einklang mit Sanitärobjekten. Vor allem aber zeigten die Inszenierungen das Bad als Lebensraum, der für die Nutzerinnen und Nutzer ganz unterschiedliche Funktionen erfüllt – angefangen von Körperpflege über Fitness und Regeneration bis zu Mental Health. Doch erst der Mensch als vierte Dimension der Raumgestaltung macht das Badezimmer komplett.
Das Thema menschenorientierter Badplanung wird bei Pop up my Bathroom schon länger propagiert. Nun konnte das Online-Magazin auf der ISH zeigen, wie es aussehen kann, wenn der Mensch sich das Badezimmer zu eigen macht. Es bietet Raum für so unterschiedliche Aktivitäten wie Körperhygiene, Styling, Care-Zeit, Haushaltsarbeit, Gymnastik oder Entertainment bis hin zu Entspannung. Damit gibt der Mensch den Maßstab vor für Badezimmer-Layout, Ausstattungsfunktionen und Design. Die Inszenierungen der Trendausstellung machten den Messebesuchern und -besucherinnen bewusst, wie sehr die Nutzerbedürfnisse integraler Bestandteil der Badplanung sind beziehungsweise sein sollten. Es sind die alltäglichen Verrichtungen und die besonderen Momente, die Auszeiten, das Körpererleben und die Tagesrituale, die das Badezimmer zu einem echten Wohn- und Lebensraum machen.
Live-Performances: Bei Pop up my Bathroom wurde das Bad zur Bühne

Pop up my Bathroom wollte das Fachpublikum dafür sensibilisieren, dass Nutzerprofile und die ganz menschlichen Aspekte bei der Badkonzeption in Zukunft stärker priorisiert werden. Um die Offenheit für die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten des Badezimmers zu fördern, machte Pop up my Bathroom die Messehalle kurzerhand zur Bühne: Die drei Trendaufbauten wurden von Schauspielern und Schauspielerinnen mit (überwiegend) badtypischen Alltagsszenen bespielt. Ihre selbstvergessenen, mit Kopfhörern oder Gesichtscreme-Maske vorgetragenen Performances in Hemdsärmeln, Pyjama und Sportdress zauberten vielen Besuchern ein Lächeln ins Gesicht und sorgten für ungewöhnlichen visuellen Content, der vielfach in Social Media geteilt wurde.
Lab, Living & Lifestyle: Die drei Trendhäuser von Pop up my Bathroom

Die drei Trendhäuser der Sonderausstellung Pop up my Bathroom stehen für drei wichtige Entwicklungen im aktuellen Badezimmer-Design: Im „Lab“ wurden neue Entwicklungen auf Konzept-, Produkt- und Materialebene gezeigt. Highlight war hier der längste Catwalk aus ultraflachen Duschflächen (Bette). Im zweigeteilten Trendhaus „Living“ standen das frische, entstigmatisierte Design eines barrierefreien Badezimmers (Barbie x Hewi) sowie die enge Verknüpfung von Design „vor der Wand“ mit der Technik „hinter der Wand“ im Fokus. Beim dritten Trendhaus „Lifestyle“ wurden beispielhaft Anschlussmöglichkeiten der Sanitärausstattung (gestaltet von namhaften Designern wie etwa Stefan Diez, Antonio Citterio, Roberto Palomba oder Jeannette Altherr) an lifestylegeprägte Interior Designs skizziert – unter Einbeziehung von Farbe, Wand, Boden und Möbeln.
Die Messebesucher und -besucherinnen erhielten in der von Trendforscher Frank A. Reinhardt (FAR.consulting) kuratierten Ausstellung wichtige Informationen über den aktuellen Stand ganzheitlicher Badplanung. Zahlreiche ISH-Aussteller wie etwa Axor, burgbad, Bette, Duravit, Dallmer, Geberit, Hansgrohe, Heinrich Schulte, Hewi, Ideal Standard, Kaldewei, Laufen, Roca, VitraBad oder Villeroy & Boch waren in der Trendausstellung vertreten.
Design Plaza: Alle Themen zwischen Designkonzepten und Modulbauweise

Auf dem Trendforum „Design Plaza“ diskutierte Pop up my Bathroom neben Themen wie Barrierefreiheit, Farbe oder Badezimmer-Trends im Kontext des aktuellen Interior Designs auch technische Badezimmer-Features wie Hygiene und Trinkwasserhygiene. Bei der Prozessoptimierung geht es aktuell nicht mehr nur um vorgefertigte Module, sondern auch um KI-getriebene digitale Tools, die es auch Fachhandwerksbetrieben ermöglichen, ihre Prozesse zu verschlanken.
Auch die altersgerechte Badplanung gewinnt unter der Human-Scale-Perspektive neues Gewicht: Ob minimalistische oder klassische Stilpräferenzen, barrierefrei oder pflegegerecht, familientauglich, barrierearm oder einfach nur bodengleich – Nutzerprofile sind in vielerlei Hinsicht individuell und stetigen Veränderungen unterworfen. Das Feedback aus Trendausstellung und Vortragsforum sowie die Erkenntnisse aus der VDS-Grundlagenstudie #germanbathrooms stützen die Prognose von VDS und Pop up my Bathroom, die wiederholt die wachsende Bedeutung des „Easy Bathrooms“ hervorgehoben hatten. Barrierefreiheit bzw. -armut erweist sich zunehmend als Trendthema, das angesichts der demografischen Entwicklung sowohl die Badezimmer-Nutzer als auch die Branche umtreibt. „Einige Hersteller suchen hier nach neuen Ansätzen, um Barrierefreiheit im Bad in neue Kontexte zu stellen und die Auswahl an Gestaltungsmöglichkeiten zu erhöhen. Gleichwohl sind auf diesem Gebiet noch deutlich mehr Anstrengungen vonnöten, um das Produkt- und Beratungsangebot für diesen Wachstumsmarkt zu erhöhen“, lautert der Appell von Jens J. Wischmann.
Herausforderungen für die Zukunft

Die mit der Schaffung altersgerechter Bäder verbundene gesellschaftspolitische Dimension gilt auch für die Aufgabe, die sanitäre Infrastruktur in Deutschland zukunftstauglich zu gestalten. Zur Stärkung der Resilienz gehören Produktentwicklungen für eine dem Klimawandel angepasste Wasserversorgung genauso wie die Sicherstellung der Hygiene in halböffentlichen Einrichtungen. „Wir sollten über die Digitalisierung und die Etablierung von Nachhaltigkeitsstandards nicht die Basics vergessen. Das gilt insbesondere für die Sanierung unserer Schul-Toiletten, die höchste Priorität haben sollte“, wünscht sich Wischmann.